Besitzstandswahrerwahlen?
Wir werden alle – mindestens durchschnittlich – immer älter. Das ist ja auch schön, nur hat man in den Sechziger und Siebzigern … andere Ansprüche und Perspektiven, als mit 20, 30 oder 40. Ehrenamt (was natürlich nachvollziehbar ist) und Poltik werden von den Älteren geprägt. Dass Jüngere auch noch weniger wählen gehen, ist schade, denn ihre Zukunft wird dabei verhandelt. Es mag vielleicht daran liegen, dass wenige ihres Alters zur Wahl stehen. Wenn man jetzt aber argumentiert, dies liegt eben auch am geringen Wählerinteresse, beißt sich die Schlange in dein eigenen Schwanz.
Bedenklich vielleicht nicht gerade, wenn man das so despektierlich sagen darf, wohl aber bemerkenswert ist, dass Männer über 60 Jahren die stärkste Wählergruppe darstellen – bei der Landtagswahl 2008 in Bayern hatten sie eine Wahlbeteiligung von knapp 73%. So würde man sich Demokratie vorstellen und wünschen! Dem steht eine Beteiligung von gerade einmal 40% bei den 18 bis 25-jährigen entgegen. Die 35 bis 45-jährigen, also mittlerweile das klassische Alter von Eltern kleiner Kinder, liegt bei gerade einmal rund 55%. Da muss man schon sagen: mehr für Familien zu fordern ist eine Sache, zumindest wählen zu gehen die andere!
Was vielleicht eine wirkliche Motivation sein könnte, wäre ein Kinderwahlrecht. Eltern dürfen – und müssen – so vieles für ihre Kinder entscheiden: Bei Krankheit, Kindergarten, Schule und tausend anderen Dingen sind sie in der Pflicht. Warum also nicht für seine Kinder auch eine Stimme abgeben? Abgeben dürfen. Dann würde sich vermutlich einiges ändern – neue Perspektiven aufkommen und anderes Gewicht bekommen. Es ist den älteren (folglich auch tendenziell konservativ wählenden) Herrschaften ja nicht vorzuwerfen, eine Art »Besitzstandswahrung« zu suchen und zu schaffen. Doch in Anbetracht dessen, dass es vielen an Grundlegendem mangelt und sie eben gänzlich andere Anforderungen und Ausgangspositionen … haben, könnte dies vermutlich einiges korrigieren, relativieren und für die Menschen im Ganzen verbessern. Und so revolutionär oder gar todesmutig wäre es ja auch wieder nicht!
(Quelle: Statistisches Bundesamt, W/31499990-OS0202 vom 6. Februar 2012)