irreversibilitäten – wunderschöne, wahnsinnige
wenn es dem esel zu wohl ist, geht er aufs eis, sagt der volksmund – und hat nicht unrecht! man kann es sich ja (vorher) nicht annähernd ausmalen, was es heißt, kinder zu haben. am sonntag nachmittag musik hören und ein buch lesen? in 18 jahren wieder! und dann gibt es momente, da könnte man einfach nur dahinschmelzen, ist gerührt, zutiefst berührt.
bemerkenswert jedenfalls ist, wie kinder sehen, was sie alles sehen, wie genau sie schauen (aber niemals das finden, was sie gerade suchen, auch wenn es fast direkt vor ihnen liegt). wie vieles sie zum ersten mal sehen, was für uns längst selbstverständlich ist. könnte man sich davon nur ein stück bewahren. die selbstverständlichkeit des selbstverständlichen – kaum etwas wirkt entzaubernder für uns und die welt, verhindert nicht selten den blick auf das besondere oder das mögliche. wir denken ja ohnehin meist schon vor dem schauen. und wissen schon vor dem denken.
da kommt jedenfalls so ein kleiner mensch (oder zwei) in das leben, dominiert es – und stellt einen vor die größte herausforderung überhaupt: dessen leben in bestmögliche bahnen zu lenken. oder eben nicht zu lenken, oder doch, oder sanft. man schaut, dass das viele nicht zu viel wird, will keinen mangel, keinen überfluss leben, damit ein maß gefunden und verinnerlicht wird. oder denkt man sich viel zu viel?
der eine freut sich über den hund auf seinem pulli und man selbst ist eben berührt und der andere schreit und tobt, weil an seinem pulli eine kapuze ist und treibt einen in den wahnsinn. praktisch gleichzeitig. verrückt das alles. irrational. genau das kostet so furchtbar viel kraft – und gibt einem aber auch wieder viel zurück. man darf eben nicht rechnen, planen, rational sein vermutlich, was aber anderes lernt man im laufe eines lebens? vor vielen jahren hörte ich zufällig im radio ein interview mit franz xaver gernst; der erzählte von aufnahmen in einem zen-kloster, wo ein weiser mann ihm sagte: die kinder, sie sind eure wahren meister! wie wahr, wie wahr.
(auf dem foto: im urlaub auf einem berg bei lech am arlberg)